VPOD und SVP ziehen am gleichen Strick…

…und erst noch in die gleiche Richtung. Als Erstes möchte ich der Stimmbevölkerung der Stadt Winterthur ganz herzlich Danke sagen. Über 63% haben JA gesagt für die finanzielle Stabilisierung der Pensionskasse der Stadt Winterthur. Auch wenn alle Parteien und Verbände und später auch das Parlament und die Stadtregierung die Vorlage vorbehaltslos unterstützt haben, musste mit Gegenwind gerechnet werden. Schliesslich ging es um die grosse Summe von CHF 120 Mio.

Heute möchte ich aber nicht nochmals die «Winterthurer Lösung» vorstellen, welche letztlich zum breiten Schulterschluss geführt hat. Dies habe ich bereits letztes Jahr im Blog Was um alles in der Welt sind Arbeit-Geber-Beitrags-Reserven (AGBR)? – PKSW gemacht. Vielmehr möchte ich auf die kritischen Fragen und Ängste eingehen, welche knapp 37% der stimmberechtigten Winterthurer*innen dazu bewogen haben, ein NEIN in die Urne zu legen.

  1. Wieso braucht die PKSW schon wieder CHF 120 Mio.?
  2. Haben die städtischen Angestellten eine Luxus-Pensionskassenlösung?
  3. Sind die Kosten in der Vermögensanlage gerechtfertigt?
  4. Wird die PKSW auf Kosten der Mieterinnen und Mieter saniert?
  5. Betreibt die PKSW «Green Washing»?

Zur Frage 1: Die Fragestellung – wie sie in der Vergangenheit oft gestellt wurde – ist suggestiv. Weshalb? Sie lässt einem im Glauben, dass die PKSW «schon früher» Geld von den Steuerzahlenden erhalten hätte. In Tat und Wahrheit wurde die PKSW mit viel zu wenig Kapital von der Stadt Winterthur in die Selbständigkeit entlassen. Gerade so, als wenn junge Erwachsene zu Hause mit Schulden ausziehen müssen, statt mit einem finanziellen Polster. Die Steuerzahlenden dürfen stolz sein auf «ihre» städtische Pensionskasse, hat sich doch ein Grossteil ihrer Startschulden aus eigener Kraft getilgt.

Zur Frage 2: Oft gehört, oft verneint. Es ist zwar richtig, dass die städtischen Angestellten keine gesetzliche Minimallösung haben. Aber im Vergleich mit anderen öffentlich-rechtlichen Pensionskassen ist die Lösung der PKSW bestenfalls durchschnittlich. Und letztlich geht es ja immer auch darum, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. Nehmen wir eine Busfahrerin. Diese wird von den Zürcher Verkehrsbetrieben VBZ genauso umworben wie von Stadtbus Winterthur. Wäre die Pensionskassenlösung in Winterthur viel schlechter als diejenige in Zürich, würden alle Busfahrer*innen wenn immer möglich nach Zürich zur Arbeit pendeln, statt in Winterthur zu bleiben.

Zur Frage 3: Die Kosten in der Vermögensanlage sind eines der Themen, welches am schwierigsten zu erklären ist. Auf den ersten Blick erscheinen die rund CHF 13 Mio.
(vgl. Interview mit Mariusz Platek im «Der Landbote» vom 15.6.2024) unverhältnismässig hoch zu den allgemeinen Verwaltungskosten von rund CHF 1,9 Mio. der PKSW. Die Vermögensanlagekosten weiter zu senken, würde aber auch bedeuten, auf einen Teil der Anlageerträge zu verzichten, weil ertragsreiche Vermögensanlagen (z.B. Aktien von Kleinunternehmen auf dem Privatmarkt) eben auch wesentlich teurer sind als indexierte Anlagen an den Börsen. Unser Anlageteam ist tagtäglich damit beschäftigt, das beste Preis-/Leistungsverhältnis auszuhandeln. Und am Ende des Tages zählt das Resultat unter dem Strich (also nach Abzug der Vermögensverwaltungskosten) und dort ist die PKSW seit Jahren überdurchschnittlich gut unterwegs.

Zur Frage 4: Bei Immobilienanlagen sehen sich alle öffentlich-rechtlichen Pensionskassen mit dem Dilemma konfrontiert, möglichst hohe Erträge erzielen zu müssen und gleichzeitig dem sozialen Gewissen zu folgen. Da die PKSW keine eigenen Immobilien mehr (unter)hält, nimmt sie indirekt Einfluss auf die Mietzinspolitik. Die PKSW hat sich entschieden, bei den Schweizer Immobilien im grossen Stil auf Anlagestiftungen zu setzen. Dies sind Institutionen, welche ausschliesslich Anlagen für Schweizer Pensionskassen verwalten. So ist sichergestellt, dass schweizerische Tugenden im Umgang mit den Mieterinnen und Mietern zur Anwendung gelangen. Bei Geschäftsliegenschaften ist oft eine Teuerungsklausel eingebaut, welche es ermöglicht, die Mieten zu erhöhen. Die PKSW hat so eine gute Balance zwischen Ertragsoptimierung und Mieter*innenschutz gefunden.

Zur Frage 5: Ein klipp und klares NEIN. Die PKSW hat sich schon vor Jahren für eine transparente Nachhaltigkeitsstrategie entschieden. Diese konnte jederzeit auf der Internetseite www.pksw.ch aufgerufen werden. Seit letztem Jahr verfassen wir zudem einen ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht, welcher nach den Grundsätzen des Schweizerischen Pensionskassenverbandes (ASIP) aufgebaut ist. Damit gehört die PKSW zu den Pionier-Pensionskassen, da ein solcher Bericht erst im Jahr 2025 verpflichtend werden soll. Statt «Green Washing» setzt die PKSW auf «Green Process», in dem sie vorbildlich aufzeigt, wie sie in den kommenden Jahren Schritt und Schritt die Nachhaltigkeitsziele (z.B. die CO2-Neutralität) erreichen wird.

Ich hoffe, ich konnte mit diesen Ausführungen die eine oder den anderen NEIN-Stimmer*in von der Wichtigkeit des positiven Abstimmungsresultates am 9. Juni 2024 im Nachhinein überzeugen. Wir freuen uns mit dem seit Jahren stabilen Stiftungsrat, welcher die Strategie der PKSW vorgibt und der ebenso stabilen Belegschaft auf der Geschäftsstelle den Worten Taten folgen zu lassen. Ganz nach dem Motto: Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser. Eine transparente Berichterstattung ist uns sehr wichtig und wir pflegen den Dialog mit Versicherten, Politik, Medien sowie der Öffentlichkeit.


Stephan Keller leitet die Pensionskasse der Stadt Winterthur seit August 2020.

Der 58-jährige bringt über 30 Jahre Erfahrung in der beruflichen Vorsorge mit, ist Betriebsökonom FH und hat einen Masterabschluss in Customer Relationship Management der ZHAW. Keller bezeichnet sich als kompetenten, kommunikativen und kreativen Brückenbauer innerhalb der 2. Säule.