Pensionskasse, (k)ein Buch mit sieben Siegeln
16. Mai 2025
Die eigene Pensionskasse ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Doch wieso ist dies so und was können wir Pensionskassenspezialist:innen besser machen? Eine Frage, welche mich seit Jahren umtreibt. Deshalb habe ich mich vor geraumer Zeit entschieden, den vorliegenden Blog rund um Pensionskassenfragen ins Leben zu rufen.
Leider muss ich in persönlichen Gesprächen mit Verwandten und Bekannten, welche beruflich nichts mit Pensionskassen am Hut haben, eingestehen: Das Modell der beruflichen Vorsorge in der Schweiz ist viel zu kompliziert. Das Schweizer Stimmvolk hat diesen persönlichen Eindruck bestätigt, in dem sie den Politiker:innen und uns Pensionskassenspezialist:innen (zum wiederholten Mal) einen «Chlapf an Grind» gegeben und die BVG-Reform im letzten Jahr mit statten 67,1% Nein-Stimmen den Bach runter geschickt haben. Doch wo liegt eigentlich das Problem?
So revolutionär die Schweizer Altersvorsorge im letzten Jahrhundert war, so schwierig ist es, das Modell an die heutige Gesellschaft anzupassen. Vor über 50 Jahren ging man davon aus, dass im Normalfall eine Person 100% arbeitet und dies während der ganzen Erwerbszeit bei der gleichen Arbeitgeberin, zu einem stetig ansteigenden Lohn. Deshalb machte es Sinn dafür zu sorgen, dass der Lohn nicht doppelt versichert ist (man nennt dies Lohnkoordination). Teilzeit- und Mehrfachbeschäftigung, häufiger Stellenwechsel oder ein sinkender Lohn vor der Pensionierung waren die absoluten Ausnahmen, welche im Modell nicht berücksichtigt wurden.
Auch die vorzeitige, aufgeschobene oder schrittweise Pensionierung war nicht vorgesehen. Zudem war die einzige legale Zusammenlebensform die Ehe zwischen Frau und Mann. Die «wilde Ehe» war im Kanton Zürich bis 1972 verboten. Ganz zu schweigen von gleichgeschlechtlichen Paaren, welche zusammenleben wollten. Kleine Anekdote hierzu: Das Zürich-nahe Spreitenbach war ein kleines Aargauer Bauerndorf, welches bis 1972 zur Kleinstadt anwuchs. Dies nur deshalb, weil viele Zürcher:innen in den Kanton Aargau zogen, da es dort schon ab 1967 erlaubt war, unverheiratet also im Konkubinat zusammenzuleben :-).
Heute sind rund 90% der arbeitenden Bevölkerung in sogenannten umhüllenden Pensionskassen versichert, welche wesentlich bessere und vor allem auch zeitgemässe Leistungen anbieten. Und doch kennen auch moderne Pensionskassen Begriffe, welche wie «Kauderwelsch» tönen. Als abschreckende Zungenbrecher seien hier die Eintrittsschwelle, der Koordinationsabzug, die Alterssparstaffelung oder der Umwandlungssatz genannt.
Pensionskassen müssen einfacher werden – wer versteht schon, was Eintrittsschwelle, Koordinationsabzug, Alterssparstaffelung oder Umwandlungssatz bedeuten?
Deshalb muss es beim nächsten Versuch die berufliche Altersvorsorge zu reformieren, Ziel sein, alte Zöpfe abzuschneiden um das ganze Modell so zu vereinfachen, dass wieder Jede und Jeder verstehen kann, wie seine Pensionskasse funktioniert und mit welchen Leistungen sie oder er rechnen kann. So lange dieses Ziel noch nicht erreicht ist, bleibt nichts anderes übrig, als persönliche Beratungen anzubieten, damit die eigene Pensionskasse kein Buch mit sieben Siegeln bleibt.
Als versicherte Person der PKSW können Sie jederzeit per Email pensionskasse@pksw.ch oder per Telefon 052 208 92 20 ein Beratungsgespräch vereinbaren. Oder Sie kommen direkt im Stadthaus bei uns in der zweiten Etage vorbei.
Bekannten und Verwandten, welche nicht bei er PKSW angeschlossen sind und eine unabhängige Beratung wünschen, können Sie gerne das Angebot von BVG-Auskünfte www.bvgauskuenfte.ch empfehlen. Jeden ersten Mittwoch im Monat von jeweils 17.00 bis 19.00 gibt es kostenlose individuelle Pensionskassen-Beratungen in der Frauenzentrale, Metzgasse 2 in Winterthur.
Stephan Keller
Vorsitzender der Geschäftsleitung

Stephan Keller leitet die Pensionskasse der Stadt Winterthur seit August 2020.
Der 59-jährige bringt über 30 Jahre Erfahrung in der beruflichen Vorsorge mit, ist Betriebsökonom FH und hat einen Masterabschluss in Customer Relationship Management der ZHAW. Keller bezeichnet sich als kompetenten, kommunikativen und kreativen Brückenbauer innerhalb der 2. Säule.